„Algorithmen können nicht leisten, was wir hier machen.“
Wer sich täglich in einer Welt geprägt durch Instagram, Facebook und Google aufhält, sollte die neue Dokumentation „The Cleaners“ nicht verpassen. Schonungslos werden die Schattenseiten der sozialen Medien beleuchtet und deren junge, hippe Fassade ins Wanken gebracht. Yannick und Johannes haben sich den Film angeschaut:
Eindrucksvoll bricht der Film mit unserem Alltag. Wir werden mitgenommen nach Manila, die Hauptstadt der Philippinen – in die Welt der „Content Manager“. Für ein bis drei US-Dollar die Stunde klicken sich hauptsächlich junge Berufseinsteiger durch die sozialen Netzwerke. Sie müssen konsequent und innerhalb kürzester Zeit entscheiden, was weiterverbreitet werden darf und was nicht. Die Regisseure Hans Block und Moritz Riesewieck blicken ungefiltert mitten in das Herz der digitalen Zensur.
„Ich habe hunderte von Enthauptungen gesehen während meiner Arbeit als Content Manager. Wenn sie Glück haben wird eine große, scharfe Klinge benutzt. Im schlimmsten Fall ein stumpfes Küchenmesser. Das dauert dann ein paar Minuten bis der Kopf ab ist“, sagt ein Content Manager in Manila.
Wer kontrolliert was wir sehen und denken?
Facebook übernimmt vielerorts die Funktion einer Tageszeitung und ersetzt traditionelle Berichterstattung. Die Spielregeln, was gezeigt wird und was nicht, definieren die Unternehmen selbst. Gelöscht werden sollen hauptsächlich pornografische und gewaltverherrlichende Bilder und Videos. Content Manager prüfen Inhalte für Länder, in denen sie noch nie waren und zu deren Kultur und Politik sie keinerlei Bezug haben. Die Linie zwischen Kunst, Satire und Augenzeugenberichten von Kriegsverbrechen auf der einen und anstößigen, menschenverachtenden Inhalten auf der anderen Seite ist kaum eindeutig zu definieren.
„Das Gefährliche an Facebook ist, dass es so einfach ist sich zu positionieren. Wir laufen Gefahr die Demokratie zu verlieren, weil wir bereit sind sie aufzugeben.“
Entscheidungen über Zensur und Relevanz werden von privaten, undemokratisch geführten und profitorientierten Unternehmen bestimmt. Ein elementarer Bestandteil demokratischer Wertesysteme rückt beständig in den privaten Sektor. Der Film lässt uns unseren Umgang mit sozialen Medien hinterfragen. Aufwendig und mit Liebe zum Detail recherchiert ist die Dokumentation von der ersten bis zur letzten Minute fesselnd. Es ist zu befürchten, dass zwischen „Deadpool 2“ und dem neunen „Avengers“ die Bereitschaft, sich auf kritisches Kino einzulassen ausbleiben wird. Jedoch – für „The Cleaners“ lohnt es sich ins Kino zu gehen um den Content Managern Gehör zu geben: „Ihr könnt euch nicht vorstellen wie eure Newsfeeds aussehen würden, wenn wir eine Stunde lang die Arbeit niederlegen würden.“